Der diesjährige Kommunikationskongress (22./23.09.16) in Berlin mit dem schönen Titel Unsere Rolle in Zeiten kollaborativer Organisationen drehte sich um die vielen Facetten der neuen Kommunikation und wie man sich als Unternehmen im Zeitalter von Digitalisierung und Globalisierung am Markt behaupten kann. Ist Kollaboration also ein wesentlicher Erfolgsfaktor?
Warum Kollaboration?
Die Vielfalt an Beiträgen und Themen hochqualifizierter Redner deutete schon auf die Vielschichtigkeit und Komplexität der Kommunikation 4.0 hin.
Aber warum „Kollaboration, kollaborative Organisationen“ und in welchem Zusammenhang steht dies mit Kommunikation?
Diverse Beiträge machten mir schnell klar, um was es hier eigentlich geht:
Es geht einerseits um die interne Kommunikation, das Miteinander im Unternehmen. Denn in der vernetzten Welt rückt alles näher zusammen, Hierarchien lösen sich auf. Mit dem Effekt, dass man in Unternehmen nicht mehr nur in Abteilungen denken kann. Interdisziplinarität ist gefragt. Wissen zusammenbringen, querdenken, flexibel agieren. Teamwork. Trotz aller Technik ist Kommunikation und Austausch wichtig.
Interne Kommunikation
Die Digitalisierung sorgt für Verunsicherung in allen Hierarchieebenen. Insbesondere Manager sind gefordert. Neue Technologien dienen ihnen als Hebel für bessere Entscheidungen, für mehr Innovationskraft, für mehr Effizienz. Sie sind unabdingbar für Wettbewerbsfähigkeit und Unternehmenserfolg. Mit den neuen Technologien ändern sich zwangsläufig auch die Organisationsformen. Sie werden, wie der Titel des diesjährigen Kongresses schon sagt, kollaborativer, die Grenzen fließend. Das Management wird noch komplexer. Entscheidend dabei ist es, die richtigen Fragen zu stellen, den Weg in die Zukunft zu bereiten und die Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen.
Diese sehen sich neuen Strukturen und Technologien in der täglichen Anwendung ausgesetzt. Die Komfortzone muss verlassen werden. Entsprechend oft begegnet man Themen wie Change Management. Gerade in diesen Zeiten des Umbruchs ist die Kommunikation in Form von Schaffung von Transparenz, Information, das tatsächliche, räumliche Zusammenrücken – der persönliche Kontakt, der Schlüssel. Die Glaubwürdigkeit, Relevanz und Exklusivität der Informationen tragen in hohem Maße dazu bei, ob Mitarbeiter nach einer ersten Schockphase mitziehen oder sich zurückziehen. Der Beitrag aus dem Hause Daimler von Michael Jochum veranschaulichte, wie persönliche Brücken geschlagen wurden zwischen dem Manager da oben und dem Mitarbeiter XY. Denn die Hürden bauen sich nicht nur durch den Wechsel von Gewohntem zu Neuem auf, es sind unternehmensintern viele unterschwellige Themen, die in einer solchen Phase hochkommen. Dies löst man durch eine Bewusstmachung der Perspektiven einzelner Stakeholder-Gruppen und einer gezielten Auswahl an Formaten der internen Kommunikation.
Zahlreiche weitere interessante Vorträge belegen: digitale Transformation betrifft uns alle. Es gibt kein Universalrezept, wie man damit umgehen sollte, aber eine Erkenntnis liegt allen zugrunde: mit individuell orchestrierter, interner Kommunikation besteht die größtmögliche Chance, kollaborative Organisationen funktionsfähig zu machen und zu halten.
Auch erfolgreiches Innovationsmanagement setzt das Zusammenspiel diverser Abteilungen im Innovationsprozess – am Beispiel des Innovation Center der SAP von Dr. Martin Heinig aufgezeigt, voraus. Als Guideline dienen 10 Regeln bzw. Learnings: neben „Erfahrungen sammeln (fail early, fast and often), Top-Talente einstellen, auf gemischte Teams setzen, den Teams Entscheidungsgewalt geben, Politik vermeiden, Innovationshürden abbauen, Board-Support sichern“ und mitunter, aktiv miteinander zu „kommunizieren“.
Im Employer Branding bedient man sich bei der Rewe ganz charmanter und zeitgemäßer Ideen wie Snapchats, um sich ganz nah an die Zielgruppe zu positionieren. User generated Content sorgt für Glaubwürdigkeit. Interessant finde ich an diesem Beispiel, wie die Personalabteilung sich öffnet, um über neue Medien und dadurch auch für sie neue Bereiche und Werkzeuge an die Zielgruppe heranzutreten.
Kommunikation nach außen
Es geht andererseits aber auch um die Kommunikation nach außen. Es sind nicht nur neue Medien und Kanäle (Social Media) hinzugekommen, sondern die Kommunikation hat sich verändert, sie bekommt eine ganz neue Dimension und muss
- richtig vernetzt
- zielgruppengerecht
- individuell
- relevant
- visuell
- dialogorientiert
- integrierend
- glaubwürdig
sein. Sie muss eine Story erzählen, die diese Attribute zusammenbringt und Weiterempfehlungen generiert, über Leitbilder denen man gerne folgt.
Dies bedeutet nicht unbedingt, dass inhaltlich alles komplizierter wird – wie das wunderbare Beispiel der Deutschen Bank von Nico Reinhold belegt: Sein Vortrag zu Content Marketing ist simple wie genial: Die Relevanz eines allgemeingültigen Themas Economy für die Zielgruppe wurde erkannt und inspirierend und sehr lifestylig in eine Video-Serie von unterschiedlichsten Stories, den #economystories umgesetzt und digital vernetzt:

Besonders inspirierend war auch die von Faber Castell-Repräsentantin Sandra Suppa eingebrachte Präsentation zum Thema Digitale Kommunikation in einem analogen Unternehmen. Ihrem Unternehmen ist trotz des so wenig digitalen Produkts (Stifte) eine wunderbare Verbindung zur digitalen Welt gelungen: über Meinungsbildner und tolle, der Marke entsprechende, anspruchsvolle Kommunikationskonzepte wird die Brücke zwischen den beiden Welten geschlagen. Ein schönes Beispiel dafür, wie alles näher rückt, aber nichts unmöglich ist, wenn man die Kunst der Kommunikation beherrscht.
Die Key Note von Prof. Dr. Helbing – ein wie ich finde sehr spannender und ermutigender Beitrag – bringt es auf den Punkt: die digitale Transformation in jeglichen Bereichen – sei es IT-technisch, ökonomisch oder finanziell ist Chance und Herausforderung zugleich. Die wissenschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen sind geschaffen. Nun gilt es die Zeit mutig und aktiv zu nutzen, die nächste, die gesellschaftliche Ausprägung, die Society 4.0 zu gestalten. It’s time to act! aber auch Enable sind die Schlagworte seines Vortrages, in denen so viel Wahrheit und Potenzial liegt: Je früher oder rechtzeitiger man die Dinge angeht, umso größer die Chance, was richtig Gutes daraus entstehen zu lassen. Und je mehr genutzte Gelegenheiten, Neues zu schaffen, umso größer die Chance, in der Folge eine Verbesserung in allen Bereichen zu erwirken.
Fazit
Wie Sie sehen, habe ich viele Anregungen, Denkanstöße von diesem Kongress mitgenommen. Die digitale Transformation bringt faszinierende Facetten für die Kommunikation zum Vorschein.
Gleichzeitig hat es mich darin bestärkt, dass:
- alles, mehr denn je, in Wechselwirkung zueinander steht, und man somit das Ganze – die Technik, die Organisation aber auch den Menschen dahinter – betrachten und in Einklang bringen muss,
- das Menschliche auch in Zeiten der Digitalisierung und scheinbaren Entfernung trotz virtueller Annäherung gewinnt.
Gehen wir es an, es bleibt spannend!