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New Work – alles nur heißer Dampf?

Hören Sie nicht auf die Dampfplauderer“ ist der Ratschlag, den uns Kai Anderson in der FAS vom 17.2.2019 mit auf den Weg gibt. Dampfplauderer sind in seinen Augen die Auguren der New Work Bewegung, in denen er religiöse Eiferer erkennt und vor deren Ideen er warnt.

Kritik hat ihre Berechtigung, auch bei New Work Konzepten

Nun ist es wichtig aus berufendem Munde vor der allzu unkritischen Übernahme neuer Moden, Trends oder Technologien zu warnen. Dies gilt gerade bei neuen Managementkonzepten – viele Mitarbeiter in Unternehmen können ein Lied davon singen. In seinem Artikel trägt der Autor allerdings wenig dazu bei, die Probleme und Herausforderungen zu benennen vor denen Unternehmen künftig stehen, wenn sie ihr Potenzial nutzen wollen. Von Lösungsvorschlägen oder guten Ideen ganz zu schweigen.

Nichts ist so konstant wie der Wandel

Dass Unternehmen im Wettbewerbsdruck stehen und Veränderungen zur Konstante werden, wird auch Kai Anderson nicht bestreiten. Unternehmen kämpfen damit, Potenziale, die sich aus neuen Technologien ergeben in konkrete Produktivitätsfortschritte umzusetzen. Das wurde unlängst auch von der OECD festgestellt. Eine Studie, die auf Mikrodaten aus Unternehmen aufbaut (FAZ vom 18.2.2019), kommt zu dem Ergebnis, dass es lediglich einer Minderheit (5%) von Unternehmen gelingt, technologische Innovationen (insbesondere aus der Digitaltechnologie) in messbaren Produktivitätsfortschritt umzusetzen.

Ganze Branchen (wie zum Beispiel der deutsche Werkzeugmaschinenbau) stehen vor der Herausforderung, die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz in Maschinen verfügbar zu machen (FAZ vom 19.2.2019). Das sind Aufgaben, die sich nach aller Erfahrung in stark tayloristisch organisierten Unternehmen nur schwer aus dem reinen Tagesgeschäft bewältigen lassen. Sicher sind diese Organisationen bei bekannten und eingeschwungenen Prozessen hervorragend in der Lage bestehende Abläufe hocheffizient zu gestalten. Doch sind hier zum einen die Potenziale weitgehend ausgeschöpft und zum anderen helfen sie Innovationsprozessen wo es um Kreativität und völlig neue Lösungsansätze geht nur bedingt weiter. Silodenken und eben stark vorgeprägte Denk- und Handlungsmuster sind eben gerade in effizienten, prozessgetriebenen Unternehmen ein Problem.

Pioniere mit Leidenschaft gesucht

In dieser Situation werden Pioniere gebraucht, die mit Leidenschaft an neuen Lösungen arbeiten. Sie brauchen Freiheitsgrade und die Unterstützung der Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen und möglicherweise auch von Kunden- und Partnerseite. Bereichs- und unternehmensübergreifende Allianzen und Kooperationen sind in diesem Zusammenhang wichtig. Nun ist es so, dass auch in herkömmlich organisierten Unternehmen diese Überlegungen nicht fremd sind und man darauf auch teilweise darauf schon reagiert hat. Die Jetzt-Zeit ist aber sehr stark dadurch geprägt, dass diese Entwicklungen immer schneller umgesetzt werden müssen und von immer größerer Bedeutung für die schiere Existenz auch großer Unternehmen sind.

Neue Formen der Arbeit helfen bei Innovation und Wissenstransfer

Genau an der Stelle ist es sinnvoll auch eben über New Work, also über neue Organisationsformen nachzudenken oder bestehende weiterzuentwickeln. Es geht um die Frage, wie auch künftige Generationen arbeiten wollen und wie Unternehmen sich darauf vorbereiten können. Diese Entwicklung hat auch nicht gestern oder gerade eben begonnen. Viele Unternehmen schaffen Bedingungen unter denen Mitarbeiter schon heute weitgehend selbstbestimmt arbeiten, das Home-Office nutzen oder sich in Arbeitsgruppen zusammenfinden, die losgelöst von der formalen Organisation arbeiten, ohne das gleich „New Work“ zu nennen. Das sind eben die Bedingungen, unter denen die umworbenen Kreativen der jungen Generation arbeiten wollen. Darüber hinaus geht es darum, wie auch erfahrene ältere Mitarbeiter aus der „Silver-Society“ (um auch selbst ein wenig Dampfplaudern zu wollen) in diese Prozesse einbezogen werden können. Dies ist schon deshalb erforderlich, weil sich die Knappheit am Arbeitsmarkt immer mehr verstärken wird. Die Bedeutung von Routinearbeiten wird durch die fortschreitende Digitalisierung und die damit verbundene Automatisierung auch mittel-komplexer Entscheidungen weiter abnehmen. Umgekehrt steigt die Bedeutung von Innovation und deren konkreter Umsetzung in Produkten und Prozessen.

Bewährtes behalten – offen sein für Neues

Zugegeben, es kann und darf nicht so sein, dass man jetzt jede neue Überlegung zu autonomen Teams in jedem Unternehmen sofort umsetzt und bewährte Abläufe und Strukturen über Bord wirft. Es geht letztlich darum, verschiedene Organisationsformen in Unternehmen parallel zu betreiben und einen produktiven und wertschätzenden Austausch zu schaffen. Das gelingt nur zusammen mit den Mitarbeitern und erfordert Mut und Flexibilität. Es stellen sich dann Fragen wie zum Beispiel:

  • Vor welchen Herausforderungen stehen wir bei Produkten und Prozessen?
  • Welche Ideen einer neuen Arbeitswelt können wir schnell umsetzen?
  • Wie gestalten wir den Übergang?
  • Wie müssen wir uns in Zukunft organisieren, um interessant für begeisterte Mitarbeiter zu sein und diese zu finden und zu binden?
  • Wie müssen wir diese Mitarbeiter führen?

Noch einmal zurück zum Dampfplaudern. Ich kann es den Vertretern der New Work Bewegung nachsehen, dass sie an der einen oder anderen Stelle mit vielleicht etwas großspurigen und überzogen klingenden Ansagen auf den Plan treten. Klappern gehört zum Handwerk. Entscheidend wird sein, ob durch den Dampf, der dadurch erzeugt wird, auch etwas angetrieben wird. Dass dies möglich ist, davon bin ich allerdings fest überzeugt.

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Über den Autor
Jochen Scheibler
Jochen Scheibler
Jochen Scheibler ist Mitbegründer und Chief Executive Officer der PIKON Deutschland AG. Er ist Autor des Praxishandbuchs "Vertrieb mit SAP S/4HANA“. In den letzten Jahren hat er seinen Fokus auf das Thema Kommunikation verlagert und die Strategie von PIKON in Richtung 3-Punkt-Beratung entwickelt.

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