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Margin Analysis in SAP S/4HANA

Wie in unserem Blogartikel „Kalkulatorisches vs. buchhalterisches CO-PA in SAP S/4HANA“ beschrieben, wurde die buchhalterische Ergebnisrechnung mit SAP S/4HANA neu definiert und funktional stark erweitert. Diese Umstände führten zu einer Umbenennung der ehemals buchhalterischen Ergebnisrechnung in die Margin Analysis (dt. Margenanalyse). Erfahren Sie in diesem Blogbeitrag mehr zu den Neuerungen und Unterschieden der Margin Analysis im Vergleich zur buchhalterischen Ergebnisrechnung. Außerdem gehe ich detailliert darauf ein, wie sie hier verschiedene Funktionen umsetzen können.

Die neue Namensgebung löst bei vielen Kunden Verwirrung aus, da der neue Begriff systemseitig – zumindest in der SAP GUI – bis zum aktuellen Release noch nicht zu finden ist. Hier ist – zum Beispiel bei der Definition des Ergebnisbereichs – weiterhin von der buchhalterischen Ergebnisrechnung die Rede. Dennoch ist die Margin Analysis aktiv, wenn im Ergebnisbereich ein Aktivierungskennzeichen bei ‚buchhalterisch‘ gesetzt ist.

Im Gegensatz zur kalkulatorischen Ergebnisrechnung, die zwar weiter in SAP S/4HANA verfügbar ist, wurde die Margin Analysis in den vergangenen Releases stark erweitert. Neuentwicklungen im CO-PA-Umfeld werden nur noch im Bereich der Margin Analysis stattfinden. Aus diesem Grund empfehlen wir grundsätzlich eine Verwendung dieser Form der Ergebnisrechnung.

Die vormals größten Vorteile der kalkulatorischen Ergebnisrechnung wie die Ermittlung von kalkulatorischen Kostenbestandteilen (z. B. Frachten durch statistische SD-Konditionen), die Darstellung von variablen und fixen Herstellkosten aus den Kalkulationsdaten der Materialien, die Abbildung von Produktionsabweichungen nach Abweichungskategorien oder die Abbildung des Auftragseingangs sind mittlerweile auch mit der Margin Analysis abbildbar.

Umsetzung verschiedener Funktionen in der Margin Analysis

Aufteilung der Kosten des Umsatzes

Sie können die Einstellungen für die Aufteilung der Kosten des Umsatzes auf verschiedene Konten anhand der Kostenelemente des zugrunde liegenden Kalkulationsschemas festlegen. Dabei ist es möglich, die Umsatzkosten für Warenbewegungen basierend auf Kundenaufträgen oder auch für zusätzliche Prozesse (z. B. Umlagerungen, buchungskreisübergreifender Lagerverkauf, etc.) aufzuteilen. Im Standard ist hierzu eine freigegebene Material- oder Kundenauftragskalkulation Voraussetzung.

Folgende Schritte müssen zur Kostenaufteilung durchgeführt werden:

Abbildung 1: Schritte zur Aufteilung der Kosten des Umsatzes
Abbildung 1: Schritte zur Aufteilung der Kosten des Umsatzes

Aufteilung der Fertigungsabweichungen

Neben den Kosten des Umsatzes ist es ebenfalls möglich die Preisdifferenzen nach Abweichungskategorien in der Fertigung aufzuteilen. Voraussetzung ist die Verwendung von Standardpreisen für die Fertigung von Materialien. Die Fertigungsabweichungen werden im Produktkosten-Controlling (CO-PC) durch die Abweichungsermittlung ermittelt und in verschiedene Abweichungskategorien (z. B. Preisabweichungen, Mengenabweichungen, Losgrößenabweichung, …) aufgeteilt.

Die Schritte zur Einstellung des Aufteilungsprofils der Fertigungsabweichungen sind ähnlich der Schritte des Umsatzkostenaufteilungsprofils.

Attributierte Ergebnisobjekte

Bei Hauptbuchposition ohne Zuordnung zu einem Ergebnisobjekt ist es neuerdings möglich ein sogenanntes attributiertes Ergebnisobjekt zu bestimmen. Dahinter steht die Idee, möglichst viele Merkmale in der Position zu versorgen, um ein verbessertes Reporting zu ermöglichen.

Dies wird realisiert, in dem die CO-PA-relevanten Daten aus der Hauptbuchposition als Grundlage verwendet und in einer Vielzahl von Schritten nach einem Best Guess-Prinzip abgeleitet werden. Die Schritte unterscheiden sich nach Kontierungstyp der Position (z. B. Kostenstelle, Innenauftrag, PSP-Element, …) und werden automatisch ausgeführt.

Für Hauptbuchpositionen mit einem attributierten Ergebnisobjekt werden Kosten und Erlöse nur im Reporting (nicht in allen Reports: s. Abschnitt Reporting) angezeigt und sind nicht für weitere Verarbeitungen vorgesehen.

Übernahme statistischer Konditionen aus dem SD

Mit dieser relativ neuen Funktion können statistische Konditionen für den Verkauf bei Fakturierung eines Kundenauftrags in die Ergebnis- und Marktsegmentrechnung (CO-PA) übernommen werden. Zweck ist die Erweiterung und Optimierung des Berichtswesens um relevante Informationen.

Es muss beachtet werden, dass nur statistische Preiskonditionen mit dem Status „aktiv“ in die Ergebnis- und Marktsegmentrechnung übernommen werden können. Außerdem muss in den Steuerungsdaten für ein Kalkulationsschema das Kennzeichen „Kontenfindungsrelevant“ aus. Die statistische Preiskondition wird dann als Buchungsbeleg in ein Erweiterungsledger der Finanzbuchhaltung, das zuvor definiert und zugeordnet werden muss, gebucht.

Jede analytische App, die Buchungsbelege verwendet, kann Daten aus dem Erweiterungsledger nutzen.

Diese Funktion basiert auf einer ähnlichen Funktionalität in der kalkulatorischen Ergebnisrechnung (Übernahme von SD-Konditionen in Wertfelder).

Predictive Accounting (Kundenauftragseingang)

Ebenfalls auf das Konzept Erweiterungsledger, greift das Predictive Accounting – die Abbildung des Kundenauftragseingangs – zurück.

Bei Anlage eines Kundenauftrags, simuliert das Predictive Accounting den Warenausgang sowie die Rechnung und berücksichtigt dabei auch nachfolgende Prozesse, wie z.B. die Aufteilung der Kosten des Umsatzes (s. o.).

Die Ergebnisse der Simulation werden als Buchungsbelege in einem Erweiterungsledger, auch Prognose-Ledger genannt, abgelegt.

Sobald der Warenausgang und die Fakturierung tatsächlich erfolgt sind, werden die simulierten Buchungen storniert und die tatsächlichen Belege für Wareneingang und Rechnung gebucht.

Ziel ist es beispielsweise, bequem vorherzusehen, wie sich die Ergebnisse am Ende der aktuellen Finanzperiode oder dem aktuellen Quartal entwickeln und die Gründe dafür nachvollziehen zu können.

Für das Predictive Accounting in SAP S/4HANA gibt es zwei analytische Apps, die im Abschnitt Reporting erläutert werden.

Abbildung 2: FIORI Apps in der Margin Analysis
Abbildung 2: FIORI Apps in der Margin Analysis

Zu beachten gilt, dass für Hauptbuchpositionen mit einer echten Kontierung zu einem Ergebnisobjekt die Kontierungsart Ergebnisobjekt (Feld ACCASTY = ‚EO‘) ist. Die Apps „Produktprofitabilität“ und „Einzelposten anzeigen – Margenanalyse“ konzentrieren sich nur auf Ergebnisobjekte mit dieser echten Kontierung auf Ergebnisobjekt.

Andere, analytische FIORI Apps wie z. B. Marktsegmente, berücksichtigen dagegen auch attributierte Ergebnisobjekte.

Rechercheberichte

Die aus SAP ECC-Systemen bekannten Ergebnisberichte (KE30) sind auch in der Margin Analysis weiterhin verwendbar. Diese Art des Berichtswesens lässt sich ebenfalls ins FIORI Launchpad einbinden.

Anzumerken ist hier, dass nur Daten aus dem führenden Ledger gelesen werden können. Es ist damit nicht möglich aus Erweiterungs-Ledgern zu lesen.

Produktprofitabilität

Mithilfe der Fiori App „Produktprofitabilität“ können Sie Deckungsbeiträge für einzelne Produkte in Verbindung mit damit verbundenen Produktinformationen sowie verfügbaren Merkmalen der Ergebnisrechnung analysieren. Auf Grundlage der Kostenschichtung Ihrer Standardkalkulation ermöglicht Sie Ihnen, einen Aufriss zu fixen und variablen Kosten durchzuführen. Zudem können Sie die fakturierte Menge und den Beitrag pro Einheit ausweisen.

Einzelposten anzeigen – Margenanalyse

Mit der App „Einzelposten anzeigen – Margenanalyse“ können Sie Buchungsbelegeinzelposten anzeigen, die für die Margin Analysis relevant sind. Sie können die Posten nach verschiedenen Kriterien filtern, sortieren und gruppieren.

Sie können die Einzelposten nach dem Ledger anzeigen, auf das sie gebucht wurden. Weiterhin können Sie einen Posten auswählen und mit Einzelpostendetails weitere Informationen nach Feldgruppen sortiert anzeigen. Eine Navigation zu zugehörigen Apps ist möglich.

Marktsegmente

Mit der analytischen FIORI App „Marktsegmente“ können Sie Ist- und Plandaten für diverse Marktsegmente, also Kombinationen aus einer Vielzahl von Merkmalen, anzeigen und analysieren. Hierbei sollten Sie beachten, dass auch Daten von attributierten Ergebnisobjekten (s. o.) angezeigt werden.

Apps im Predictive Accounting

Mit der FIORI App „Kundenauftragseingang – Predictive Accounting“ können Sie Erlöse, Erlösschmälerungen, Umsatzkosten, und Margen die basierend auf Kundenauftragseingang, Warenausgang und Fakturen im Erweiterungsledger simuliert wurden, auswerten.

Erlöse, Umsatzkosten und Margen basierend auf Zeiträumen und verschiedenen Merkmalen wie Organisation, Kunde, Produkt, etc. filtern.

Zudem können Sie direkt zu den Buchungsbelegen, Kundenaufträgen oder Produkten navigieren.

Mit der App „Bruttomarge Ist/Vermutet“ können Sie zusätzlich die Prognosedaten mit Plandaten oder Istdaten aus vorherigen Perioden vergleichen.

Durch diese Änderungen erweitert SAP die Funktionen der buchhalterischen Ergebnisrechnung deutlich und bietet enorme Vorteile auch im Vergleich zur kalkulatorischen Ergebnisrechnung. Deshalb empfehlen wir unseren Kunden die Einführung der Margin Analysis unter SAP S/4HANA.

Haben Sie weitere Fragen zur Margin Analysis?

Schreiben Sie uns Ihre Nachricht oder vereinbaren Sie Ihren persönlichen Gesprächstermin mit unseren Experten

Martina Ksinsik
Martina Ksinsik
Customer Success Manager

Weiterführende Informationen

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Über den Autor
Mike Biercher
Mike Biercher
Mike Biercher ist ERP-Berater bei der PIKON Deutschland AG und hauptsächlich im Umfeld des SAP Controllings und Projektsystems tätig.

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