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SAP BW auf dem Prüfstand: Ist SAP Datasphere die Zukunft?

Dimitrij Trofimovic
Oktober 28, 2025
8 Minuten

Wie sieht die Zukunft von SAP BW aus?

Das SAP BW hat sich in der Vergangenheit für viele Unternehmen als ausgereifte Lösung für zentrale Themen wie Datenmanagement, Reporting und Analyse bewiesen. Im Hinblick auf die Zukunft ist nun SAP Datasphere (ehemalig auch als SAP Data Warehouse Cloud bekannt) als strategischer Nachfolger in der Cloud positioniert.

SAP Datasphere ist eine cloudbasierte Data-Warehouse-Lösung, die Teil der Business Technology Platform (BTP) ist und dadurch auch gleichzeitig die Vorteile der SAP HANA Cloud nutzt, wie zum Beispiel Performance und Skalierbarkeit. Im Vordergrund stehen dabei vor allem die Stärken eines klassischen Data-Warehouse-Ansatzes, kombiniert mit Flexibilität und Self-Service. Auch die verstärkte Integration von künstlicher Intelligenz und Datenplattformen wie Databricks sorgt für eine zukunftsorientierte Ausrichtung.

SAP Business Data Cloud (BDC) als neuestes, strategisches Produkt geht noch einen Schritt weiter und vereint bestehende Technologien wie SAP Datasphere, SAP Analytics Cloud (SAC) oder Databricks miteinander, um Daten harmonisiert und möglichst nahtlos für die Analyse, Planung und Anwendung im Bereich KI bereitzustellen.

Ist SAP BW am Ende seines Lebenszyklus?

SAP hat offiziell angekündigt, dass das klassische SAP BW 7.5 nach aktuellem Stand noch bis 2027 gewartet wird. Das Wartungsende ist damit für 2027 angesetzt, eine optionale Verlängerung bis 2030 ist jedoch möglich. Somit rückt das SAP BW zunehmend in den Hintergrund, allerdings wird für den Nachfolger SAP BW/4HANA seitens SAP noch Support bis 2040 gewährleistet. Immer mehr Unternehmen setzen daher aktuell noch auf diese Lösung und betreiben weiterhin stabile, performante SAP BW-Systeme in ihrer Datenlandschaft.

SAP BW/4HANA bleibt damit auch noch die nächsten Jahre relevant und befindet sich derzeit noch nicht am Ende seines Lebenszyklus. Dennoch sollte man den strategischen Fokus von SAP Richtung Cloud und das Wartungsende bei der Planung der eigenen Unternehmensstrategie für die Zukunft berücksichtigen.

Wird SAP BW durch SAP Datasphere ersetzt?

Im Gegensatz zum SAP BW, stellt SAP Datasphere eine cloudbasierte Datenmanagement-Plattform bereit, die ihren Fokus besonders auf Self-Service, Datenintegration und -föderation legt. Durch die Technologie in der Cloud müssen Daten nicht mehr zwingend physisch repliziert werden, um zentral im Datenmodell eingebunden zu werden und können dadurch in vielen Fällen weiterhin im Quellsystem bleiben.

Die Datenmodellierung selbst hat sich auch weiterentwickelt und unterscheidet sich deutlich von der Modellierung im SAP BW/4HANA, sowohl vom Konzept als auch den Objekten und Tools. Im Hinblick auf die Funktionalitäten besitzt SAP Datasphere allerdings aktuell noch nicht den vollen Reifegrad eines SAP BW/4HANA Systems und kann daher noch nicht jedes Szenario 1:1 in der Cloud abbilden, da vereinzelt noch Features fehlen.

Mit Blick auf die Zukunft lässt sich sagen, dass SAP BW definitiv auf lange Sicht durch den strategischen Nachfolger SAP Datasphere abgelöst wird. Eine direkte Ablöse findet jedoch nicht statt, da sich beide Lösungen in ihrer Architektur und Funktionsweise zu stark unterscheiden. SAP Datasphere sollte eher als zukunftsorientierte Weiterentwicklung der bisher klassischen Data Warehouse-Lösung betrachtet werden.

Wann lohnt sich ein Umstieg auf SAP Dataphere?

Auf diese Fragestellung ist es schwierig, eine pauschale Antwort zu geben, da diese Entscheidung je nach Unternehmen von verschiedenen Kriterien abhängt, wie zum Beispiel:

aktuelle Systemkomplexität
IT-Strategie
Know-how im Team
kurzfristige und langfristige Ziele

Dennoch lassen sich bereits einige Handlungsempfehlungen für bestimmte Szenarien aussprechen.

Investiere ich noch in SAP BW/4HANA?

Viele Kunden beschäftigen sich derzeit mit der Fragestellung, ob eine Investition in SAP BW/4HANA sich langfristig gesehen noch lohnt. Für Unternehmen, die bereits ein SAP BW-System (z.B. Version 7.5) haben oder aktuell noch nicht den Übergang in die Cloud planen, kann eine Investition in SAP BW/4HANA durchaus sinnvoll sein, um in nächster Zeit mit einer ausgereiften, stabilen On-Premise Data Warehouse Lösung gut aufgestellt zu sein.

Wie bereits zuvor erwähnt, sollte man jedoch das Wartungsende im Jahr 2040 auf dem Schirm haben und zusätzlich berücksichtigen, dass SAP sich im Hinblick auf Innovationen und Weiterentwicklung momentan vor allem auf die Cloud-Lösungen konzentriert. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass viele neue Funktionen, besonders in Bezug auf künstliche Intelligenz, vermutlich nicht mehr für das SAP BW/4HANA erscheinen werden.

Wechsle ich direkt auf SAP Datasphere?

Ein Wechsel auf SAP Datasphere bietet sich vor allem an, wenn ein bestehendes SAP BW (z.B. 7.x) ohnehin modernisiert werden soll und die Datenstrategie generell Richtung Cloud verlagert wird. Auch der Einsatz weiterer Cloud-Systeme wie SAP Analytics Cloud könnte für einen direkten Wechsel zu SAP Datasphere sprechen, um ein zukunftsorientiertes Zusammenspiel beider Lösungen (z.B. Seamless Planning) im Bereich Analytics zu ermöglichen.

Weiterhin könnte auch ein Self-Service Ansatz oder die Integration mehrerer Datenquellen mit föderiertem Datenzugriff dazu führen, dass man sich für SAP Datasphere entscheidet. Fachbereiche werden aktuell zunehmend in BI-Themen integriert und genau an dieser Stelle knüpft SAP Datasphere auch mit dem Business Builder an, der den Usern ein Tool mit intuitiven User Interface für die Modellierung bereitstellt. Auch die Einbindung von Cloud- und On-Premise-Datenquellen sowie die generelle Bereitstellung von Daten im Sinne der Datendemokratisierung wird im Kontext von stetig wachsenden Systemlandschaften und KI immer mehr ein Thema für Unternehmen. Dies wird in SAP Datasphere durch die Bereitstellung von Konnektoren zur Anbindung und virtuellem (Echtzeit-) Zugriff auf Daten ermöglicht, um redundante Datenreplikationen möglichst zu vermeiden.

Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch, dass SAP Datasphere eine Kernkomponente der neuesten SAP-Lösung Business Data Cloud ist und damit gleichzeitig auch der Grundbaustein für eine moderne, zukunftsfähige Datenarchitektur in der Cloud. Mit sogenannten Datenprodukten und dem Konzept einer Business Data Fabric sollen alle relevanten Daten eines Unternehmens je nach Kontext möglichst unkompliziert für die End User zur Verfügung gestellt werden.

Plane ich eine hybride Architektur?

Um bestehende SAP BW-Investitionen weiterhin nutzen und gleichzeitig den Weg in die Cloud beschreiten zu können, entscheiden sich viele Unternehmen für einen hybriden Ansatz. Dabei werden sowohl SAP BW als auch SAP Datasphere innerhalb der Architektur zusammen betrieben und bestehende Datenmodelle sowie Prozesse werden nach und nach in SAP Datasphere ausgelagert. Besonders vorteilhaft an dieser Herangehensweise ist, dass man in eigenem Tempo selektiv vorgehen und sich dabei auch gleichzeitig von Altlasten trennen kann. Bei diesem Prozess ist an manchen Stellen allerdings auch Vorsicht geboten, da komplexere Logiken meistens nicht 1:1 übernommen werden können und zusätzlicher Aufwand erforderlich sein kann.

Für die Migration selbst kann das Tool SAP BW Bridge den User unterstützen, um einen reibungslosen Wechsel in die Cloud ermöglichen zu können, wobei es hier eine gewisse Zahl an Restriktionen gibt.

Wie migriere ich von SAP BW auf SAP Datasphere?

Im Allgemeinen gibt es vier verschiedene Migrationsszenarien, die in diesem Kontext relevant sind:

Remote Conversion
Ausgewählte Datenmodelle werden mit Hilfe von dem Transfer Cockpit in die SAP BW Bridge transferiert, um einen Remote-Datentransfer zu ermöglichen. Dabei entscheiden die User selbst, welche Objekte ins neue System übernommen werden sollen und wichtig ist auch zu erwähnen, dass dazugehörige Daten, zusammen mit den Metadaten, ebenfalls übertragen werden. Alternativ kann man auch BW/4HANA Model Transfer nutzen, um BW-Modelle und BW-Queries aus BW/4HANA-Systemen in die entsprechenden Datasphere-Objekte zu transferieren.
Shell Conversion
Bei der Shell Conversion werden die bestehenden Datenmodelle ebenfalls in die SAP BW Bridge transferiert, jedoch findet keine Übertragung und Synchronisierung bestehender Datensätze statt. Im Anschluss hat man als User die Wahl, ob man bestimmte Daten aus dem Quellsystem lädt oder beispielsweise auf historische Daten im neuen System verzichtet.
Greenfield Approach
Dieser Ansatz einer Neuimplementierung ohne die Übernahme bestehender Strukturen und Prozesse bietet sich vor allem für Kunden ohne SAP BW an oder generell zur Vereinfachung einer bereits bestehenden Systemlandschaft mit SAP Datasphere als neues Data Warehouse in der Cloud.
Cloud Approach
Die Lösung SAP BW PCE (Private Cloud Edition) bietet den vollen Funktionsumfang des SAP BW/4HANA, wird von SAP in der Cloud betrieben und eignet sich vor allem für den Wechsel von On-Premise-Systemen in die Cloud, ohne bestehende Datenmodelle grundlegend ändern zu müssen. Zusammen mit SAP Datasphere kann eine hybride Datenmanagementarchitektur ermöglicht werden, bei der flexibel eine schrittweise Migration realisiert werden kann.

Weitere Details zu den einzelnen Vorgehensweisen und eine Entscheidungsmatrix, die bei der Auswahl des geeigneten Migrationspfades unterstützt, sind in der folgenden Checkliste verfügbar.

Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich der Umstieg auf SAP Datasphere derzeit für Unternehmen lohnt, die langfristig auf eine Cloud-Strategie mit Self-Service und Flexibilität setzen oder sich von veralteten SAP BW-Systemen trennen möchten. Für die Umsetzung können verschiedene Migrationsansätze genutzt werden.

Das SAP BW/4HANA stellt weiterhin bis zum Wartungsende 2040 eine ausgereifte Data Warehouse-Lösung für zahlreiche Unternehmen bereit, die in diesem Kontext bereits viel investiert haben oder ihre Systemlandschaft noch nicht in die Cloud auslagern möchten. Als zukunftsorientierte und flexible Alternative bieten sich an dieser Stelle auch hybride Szenarien an, bei denen beide Systeme gleichzeitig betrieben werden, mit schrittweiser Migration in die Cloud.

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