Blog PIKON Deutschland AG
Search
sap-silver-partner-logo
blank

Warehouse Management bzw. Stock Room Management in SAP

Alle Lagermitarbeitenden kennen das frustrierende Szenario: Plötzlich sind Waren aus dem Lager verschwunden und niemand weiß, wo sie gelandet sind. Die Suche beginnt und kostet wertvolle Zeit und Ressourcen. Deshalb ist in der heutigen globalisierten Wirtschaft ein effizientes Lagermanagement von entscheidender Bedeutung, um den steigenden Anforderungen an die Lieferkette gerecht zu werden. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Lagerbestände optimal zu verwalten, den Wareneingang und -ausgang nahtlos zu koordinieren und gleichzeitig die Kosten zu kontrollieren. Hier kommt SAP Warehouse Management (SAP WM) bzw. Stock Room Management (SRM) ins Spiel.

SAP Warehouse Management ist eine leistungsstarke Lösung zur Optimierung der Lagerprozesse von Unternehmen und somit zur Steigerung der Effizienz. Mit einer breiten Palette von Funktionen bietet es eine umfassende Kontrolle über den gesamten Lagerbestand und ermöglicht eine präzise Verfolgung von Materialien, Chargen und Seriennummern. SAP WM ist im Standard von SAP ECC enthalten. Somit stellt sich bereits vorab die Problematik, dass SAP ECC und somit auch das darin enthaltene WM nur noch bis 2027 gewartet werden.

Unter S/4HANA wird SAP WM als Stock Room Management weitergeführt. Das SAP Stock Room Management ist Teil des S/4HANA-Kerns und wird von der SAP speziell für Bestandskunden angeboten, die zuvor das SAP Warehouse Management im Einsatz hatten. Vorteil dabei ist, dass das Stock Room Management keine zusätzlichen Lizensierungen benötigt, da es der ECC Warehouse Management Komponente (LE-WM) entspricht.

Da sich die Funktionsweise von SAP Stock Room Management und Warehouse Management grundsätzlich nicht unterscheidet, beschreibe ich sie Ihnen in diesem Blogartikel anhand des WM. Bei Unterschieden zwischen den Systemen werden diese entsprechend erläutert.

Funktionen von SAP Warehouse Management/Stock Room Management

SAP WM/SRM bietet verschiedene Funktionen, um Ihre Lagerprozesse zu optimieren und effizienter zu arbeiten:

  • Lagerplatzverwaltung: Die Lagerplatzverwaltung im Warehouse-Management-System ermöglicht die Abbildung verschiedener Lagereinrichtungen wie automatische Lager, Hochregallager, Blocklager oder Fixplatzlager. Die Materialbestände werden auf Lagerplatzebene verwaltet und können nach individuellen Anforderungen definiert werden. Jeder Lagerplatz ist im System abgebildet, was eine genaue Verfolgung aller Lagerbewegungen ermöglicht
  • Warenbewegungen: Über das WMS werden alle Warenbewegungen im Lager bearbeitet. Dies umfasst Wareneingänge, Warenausgänge, Umlagerungen, Materialbereitstellung für die Produktion, automatischen Nachschub, Verwaltung von Gefahrstoffen und die Bearbeitung von Bestandsdifferenzen. Das WMS optimiert Lagerkapazitäten und Materialflüsse durch individuell anpassbare Einlagerungs- und Auslagerungsstrategien sowie die Verwendung von Lagereinheiten.
  • Planung und Überwachung: Das System bietet eine umfassende Übersicht über alle Warenbewegungen und Lagerbestände. Es unterstützt bei der Planung, Überwachung und Optimierung von Arbeitsabläufen. Das System ermöglicht beispielsweise eine vorausschauende Lastbetrachtung für zukünftige Tage und ermöglicht ein frühzeitiges Eingreifen bei kritischen Lagerabläufen, um Lagerbewegungen termingerecht durchzuführen. Über den RF-Monitor erhalten Sie ein aktuelles Bild aller Aktivitäten im Lager und können die tatsächliche Arbeit im Lager steuern.
  • Datenfunkanbindung: Um die Effizienz und Kosteneffektivität zu verbessern, können Sie die Arbeitsschritte der Lagermitarbeitenden einfach und übersichtlich über mobile Funkterminals steuern. Die mobile Datenerfassung über eine Radio-Frequency-Anbindung (RF-Anbindung) ermöglicht eine schnelle und fehlerfreie Übermittlung von Daten. Die RF-Geräte empfangen Daten direkt vom SAP-System und übertragen Informationen zurück. Durch die Verwendung von Barcodes können Sie Informationen erfassen und verifizieren, um einen hohen Qualitätsstandard im Lager sicherzustellen.
  • Lagersteuerung: Das WMS verfügt über eine Schnittstelle zu Fremdsystemen. Dadurch können Sie automatisierte Einlagerungs- und Auslagerungssysteme oder Gabelstaplerleitsysteme in das Lagerverwaltungssystem integrieren. Diese Integration erfolgt über die ALE-Schnittstelle (SAP Application Link Enabling) und ermöglicht eine nahtlose Kommunikation zwischen den verschiedenen Systemen.

Erweiterter Funktionsumfang des WM

SAP WM bietet einen erweiterten Funktionsumfang, der unter SAP S/4HANA jedoch wegfällt und somit im Stock Room Management nicht mehr zur Verfügung steht, dazu gehören die Komponenten:

  • Task & Resource Management (WM-TRM)
  • Warehouse Control Unit interface (WM-LSR)
  • Value Added Service (WM-VAS)
  • Yard Mangement (WM-YM)
  • Cross-Docking (WM-CD)
  • Wave Management (WM-TFM-CP)
  • Dezentrales WM (WM-DWM)

Für Bestandskunden von SAP WM, sollte also im Vorfeld überprüft werden, inwieweit diese Komponenten Einfluss auf die Lagerprozesse haben und ob diese weiterhin benötigt werden.

Dokumente im WM/SRM

Bei der Verwendung von SAP WM werden durch die User verschiedene Dokumente erstellt, um eine vollständige Rückverfolgbarkeit der Prozesse und Warenströme zu gewährleisten. Die nachstehenden Dokumente dienen dabei der Prozesssteuerung:

  • Transportbedarf: Der Transportbedarf ist eine Anforderung, um Material von einem Ort zum anderen im Lager zu bewegen. Er wird in der Regel durch eine Geschäftsaktivität wie einen Wareneingang, eine Umlagerung oder einen Warenausgang ausgelöst. Der Transportbedarf enthält Informationen wie das zu transportierende Material, die Menge, den Ursprungsort und das Ziel.
  • Transportauftrag: Ein Transportauftrag ist eine Anweisung, um den Transportbedarf auszuführen. Er enthält detaillierte Informationen über den Transport, wie den Transportauftragstyp, den Transportauftragsstatus, den Transportauftragszeitpunkt und die Transportauftragspriorität. Der Auftrag wird in der Regel automatisch generiert, sobald ein Transportbedarf erstellt wurde.

Der Prozess sieht in der Regel wie folgt aus: Ein Transportbedarf wird ausgelöst, wenn Material von einem Ort zum anderen bewegt werden muss. Ein Auftrag wird automatisch generiert, um den Transportbedarf auszuführen. Der Auftrag wird dann an einen Lagerarbeitenden weitergeleitet, der die physische Bewegung des Materials durchführt, indem er die entsprechenden Quants (bestimmte Menge eines Materials an einem bestimmten Lagerplatz) auswählt und an den Zielort transportiert. Der Fortschritt des Auftrags und die Materialbewegungen werden im System verfolgt und können überwacht werden.

Im Folgenden ist ein Beispielprozess abgebildet:

Der Prozess des Wareneingangs im Warehouse und Stock Room Management
Wareneingang

Vorteile und Nutzen von SAP Warehouse Management und Stock Room Management

SAP Warehouse Management bietet eine Vielzahl von Vorteilen für Unternehmen, die ihre Lagerverwaltung optimieren möchten.

Ein großer Vorteil ist die verbesserte Effizienz. Durch die Automatisierung von Prozessen und die Integration verschiedener Lagerfunktionen ermöglicht SAP WM eine schnellere und genauere Abwicklung von Aufträgen. Dies führt zu einer Reduzierung von Fehlern und Verzögerungen, was wiederum zu einer höheren Kundenzufriedenheit führt.

Ein weiterer Pluspunkt ist die bessere Bestandskontrolle. Mit SAP Warehouse Management können Unternehmen den Lagerbestand in Echtzeit überwachen und verfolgen. Dies ermöglicht eine genaue Planung und Steuerung der Bestände, um Überbestände oder Engpässe zu vermeiden. Durch die Optimierung der Bestandskontrolle können Unternehmen ihre Lagerkosten senken und gleichzeitig sicherstellen, dass sie immer genügend Produkte auf Lager haben, um die Nachfrage zu decken.

Ein weiterer Vorteil ist die Integration mit anderen SAP-Modulen. Unternehmen, die bereits SAP-Software verwenden, können ihre Lagerverwaltung nahtlos in ihre bestehenden Geschäftsprozesse integrieren. Dies erleichtert den Datenaustausch und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen und ermöglicht eine effizientere Nutzung der vorhandenen Ressourcen.

Warehouse Management unter SAP S/4HANA

Wie oben bereits erwähnt, wird nach letzten Informationen der SAP SE das aktuelle Warehouse Management nur noch bis zum 31.12.2027 bzw. 2030 (gegen zusätzliche Gebühren) supportet. Zunächst bleibt Bestandskunden das WM in SAP S/4HANA als Compatibility Package enthalten. Als weitere Alternative zu Stock Room Management besteht die Möglichkeit auf ein Extended Warehouse Management (EWM) zu wechseln.

Was ist EWM?

Das Extended Warehouse Management wurde 2005 von der SAP vorgestellt und stellt den Nachfolger von SAP WM dar. Es ist im Gegensatz zu WM jedoch kein Modul, sondern ein eigenständiges System. Es bietet deutlich mehr Funktionalitäten zur Unterstützung der Lagerprozesse als WM und kann sowohl als Embedded (also als integrierte Lösung in S/4HANA) oder als dezentrales System (auf einem NetWeaver Server) verwendet werden. Zu den erweiterten Funktionalitäten gehören beispielsweise:

  • Yard Management
  • Cross Docking
  • Value Added Services
  • Warehouse Billing
  • Optimierung der WE und WA-Prozesse
  • Bestandsoptimierungen
  • Materialflusssteuerung

Dabei ist jedoch zu beachten, dass diese Features nicht im Lizenzmodell der S/4HANA Business Suite enthalten sind und bei Bedarf separat aktiviert werden müssen.

Für wen eignet sich Stock Room Management, für wen EWM?

Stock Room Management ist besonders geeignet für Unternehmen, die keinen unmittelbaren Nutzen aus der Migration zu einem Embedded oder dezentralen EWM ziehen. Außerdem ist es für Unternehmen geeignet, die nur eine geringe bis mittlere Komplexität in ihrer Lagerverwaltung besitzen. Für solche Kunden kann SAP EWM mit seinen umfangreichen Funktionalitäten möglicherweise keine Mehrwerte generieren. Darüber hinaus kann Stock Room Management auch für Unternehmen interessant und vorteilhaft sein, die unter SAP ERP eine Vielzahl von Eigenentwicklungen oder hoch individualisierten Prozessen eingesetzt haben und diese gerne unter SAP S/4HANA weiterhin nutzen möchten, wobei die Basisfunktionalitäten des Stock Room Management ausreichen.

SAP EWM hingegen eignet sich für größere Unternehmen mit komplexer Lagerstruktur, bei der die Basisfunktionen von Stock Room Management nicht ausreichen und stark auf Automatisierung der Lagerprozesse gesetzt wird. EWM wird häufig eingeführt, wenn sich Unternehmen bereit für Industrie 4.0 machen möchten. Es bietet sich aber auch für Bestandskunden von WM an, da die Daten und Prozesse auf ein EWM-System migriert werden können. Da EWM jedoch nicht in der SAP Standard Lizenz enthalten ist, müssen dementsprechend auch die daraus resultierenden Kosten berücksichtigt werden.

Wie bei jeder Systemeinführung ist es auch bei Extended Warehouse Management oder Stock Room Management wichtig, im Vorfeld die Anforderungen ans System und die Lagerhaltungsprozesse genau zu definieren. Schließlich sollen die spezifischen Anforderungen Ihres Unternehmens klar abgebildet werden. Durch die Komplexität des Systems empfiehlt es sich, zur Einführung erfahrene Berater zur Unterstützung zu suchen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, SAP Warehouse Management bzw. Stock Room Management stellt eine leistungsstarke Software zur Optimierung von Lagerprozessen und Steigerung der Effizienz dar. Durch viele verschiedene Funktionen erleichtert das System die Arbeit und ermöglicht eine Rückverfolg-barkeit aller Warenbewegungen innerhalb eines Lagers. Durch die Automatisierung von Lagerprozessen, werden Fehlerquellen reduziert und gleichzeitig Kosten eingespart. Durch die verbesserte Bestandskontrolle können Unternehmen ihren Lagerbestand in Echtzeit überwachen und so frühzeitig auf Veränderungen reagieren. SAP WM und SRM ermöglichen es also, den steigenden Anforderungen an die Lieferkette gerecht zu werden und dabei Kosten und Ressourcen einzusparen.

Ob bei einem Umstieg auf SAP S/4HANA eher das Stock Room Management oder ein EWM in Frage kommt muss von den Unternehmen, nach einer klaren Analyse der Anforderungen, selbst entschieden werden. Klar ist jedoch, dass der Umstieg auf S/4HANA so gut wie unvermeidbar ist und im Vorfeld gut geplant werden sollte.

Haben Sie weitere Fragen zu Stock Room Management oder Lagerverwaltung in SAP?

Kontaktieren Sie uns!

Martina Ksinsik
Martina Ksinsik
Customer Success Manager

TAGS
Teilen Sie diesen Beitrag
LinkedIn
XING
Facebook
Twitter
Über den Autor
Ben Groß
Ben Groß
Ben Groß absolviert derzeit das duale Studium der Wirtschaftsinformatik an der ASW, Berufsakademie Saarland, mit PIKON als Ausbildungspartner.

Schreibe einen Kommentar

Weitere Blog-Artikel zu diesem Thema