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E-Invoicing Belgium

Belgiens neue B2B e-Invoicing Anforderungen ab Januar 2026

Inhalt

Belgien geht schrittweise zu einem vollständig digitalisierten Rechnungsstellungssystem über, das die Geschäftsabläufe rationalisieren, die Transparenz verbessern und den Verwaltungsaufwand verringern soll. Dieser Prozess hat sich über die Jahre weiterentwickelt – von einem freiwilligen System hin zu einer verpflichtenden E-Rechnung für bestimmte Transaktionen, mit der langfristigen Absicht, e-Invoicing für alle Wirtschaftssektoren zur Pflicht werden zu lassen.

In der nächsten Phase wird die belgische Regierung ab dem 1. Januar 2026 die elektronische Rechnungsstellung für alle B2B-Transaktionen verbindlich einführen. Papier- oder PDF-Rechnungen werden nicht mehr zulässig sein, sodass Unternehmen verpflichtet sind, strukturierte E-Rechnungen über eine digitale Plattform auszutauschen. „Strukturiert“ beinhaltet, dass die Rechnung automatisiert und elektronisch verarbeitet wird. Nur so entspricht sie den gesetzlichen Anforderungen.

Wer ist von der E-Invoicing-Pflicht in Belgien betroffen?

Die Pflicht zur elektronischen Rechnungsstellung gilt für alle Unternehmen mit einer Niederlassung in Belgien und einer belgischen Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (MwSt.-Nummer), einschließlich kleiner Unternehmen (mit einem Jahresumsatz von weniger als 25.000 Euro, ohne MwSt.) und landwirtschaftlicher Betriebe.

Jedoch sind bestimmte Unternehmen und Branchen von dieser Verpflichtung ausgenommen:

  • Ausländische Unternehmen ohne belgische Niederlassung
  • Sektoren, die gemäß Artikel 44 des belgischen Mehrwertsteuergesetzes von der MwSt. befreit sind (z. B. Finanzwesen, Bildung)
  • Insolvente Unternehmen
  • Unternehmen, die das Pauschalsystem gemäß Artikel 56 des belgischen Mehrwertsteuergesetzes nutzen (bis 2028)

Erfahren Sie mehr über die Implementierung in SAP

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Elektronische Rechnungsstellung in Belgien: Compliance für 2026+

Belgien wird am 1. Januar 2026 die elektronische Rechnungsstellung im B2B-Bereich verpflichtend einführen. Im Einklang mit der EU-Initiative „Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter“ (ViDA) müssen Unternehmen strukturierte elektronische Rechnungen über das PEPPOL-Netz einreichen. Diese Umstellung zielt darauf ab, die Einhaltung der Steuervorschriften zu automatisieren, die Berichterstattung in Echtzeit zu verbessern und die Transparenz der Mehrwertsteuer zu erhöhen, wobei die elektronische Berichterstattung bis 2028 verpflichtend wird.

Peppol und das 4-Corner- vs. 5-Corner-Modell

Peppol als Standard für die elektronische Rechnungsstellung in Belgien

Belgien hat das Pan-European Public Procurement Online (Peppol)-Framework als bevorzugte Methode für E-Invoicing übernommen. Peppol ist ein sicheres Netzwerk zum Austausch elektronischer Rechnungen und Geschäftsdokumente, das für eine standardisierte und grenzüberschreitende Prozessoptimierung entwickelt wurde.

Ursprünglich als EU-Standard konzipiert, hat Peppol inzwischen auch außerhalb Europas an Bedeutung gewonnen – unter anderem in Singapur, Kanada und den USA.

Um die Implementierung zu vereinfachen und den elektronischen Rechnungsaustausch zu optimieren, hat Peppol ein einheitliches Format namens Peppol BIS 3.0 entwickelt, das den europäischen Standard (EN 16931-9) erfüllt.

Weitere Informationen zur Funktionalität von Peppol sowie zur Anbindung an das Netzwerk finden Sie in unserem Blogbeitrag über Peppol.

Das 4-Corner- vs. 5-Corner-Modell

Belgien verwendet für die elektronische Rechnungsstellung derzeit ein 4-Corner-Modell. Dabei werden strukturierte Rechnungen direkt über das Peppol-Netzwerk zwischen Geschäftspartnern ausgetauscht. Dieses Modell umfasst vier Parteien:

  1. Den Rechnungssteller (Lieferant)
  2. Den Empfänger (Kunde)
  3. Den Dienstleister des Lieferanten
  4. Den Dienstleister des Empfängers

Während die B2B-E-Rechnung ab 2026 verpflichtend wird, besteht derzeit keine Meldepflicht an die Steuerbehörden. Allerdings könnte sich dies aufgrund der neuesten politischen Entwicklungen und der Arizona-Vereinbarung (Federal Coalition Agreement 2025-2029) ändern. Belgien plant, bis 2028 auf ein 5-Corner-Modell umzustellen und damit ein E-Reporting in nahezu Echtzeit einzuführen.

Im 5-Corner-Modell, auch als Peppol CTC (Continuous Transaction Controls) bekannt, wird das bestehende 4-Corner-Modell um eine zentrale Steuerplattform erweitert. Unternehmen werden dann nicht nur Rechnungen an Geschäftspartner senden, sondern auch in Echtzeit an die Steuerbehörden übermitteln.

Ziel dieser Umstellung ist es:

  • Die Mehrwertsteuerlücke (VAT Gap) zu schließen oder zu reduzieren.
  • Den Verwaltungsaufwand für Unternehmen zu verringern, indem die jährliche Kundenlistenmeldung entfällt.
  • Belgien als Vorreiter für das 5-Corner-Modell zu positionieren, gemeinsam mit Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass andere Länder diesem Beispiel in naher Zukunft folgen werden.

5-corner-model Peppol Belgium e-Invoicing

Finanzielle Vorteile der E-Rechnung

Um Unternehmen den Übergang zur E-Rechnung zu erleichtern, hat die belgische Regierung verschiedene steuerliche Anreize eingeführt:

  • Erhöhte Investitionsabzüge: Ab dem 1. Januar 2025 können Unternehmen, die in digitale Rechnungsstellungslösungen investieren, von einem 20%igen Investitionsabzug profitieren.
  • Verbesserte Steuerabzüge für KMU und Selbstständige: Zwischen 2024 und 2027 können kleine Unternehmen und Selbstständige, die eine Abo-basierte Rechnungssoftware nutzen, einen Steuerabzug von 120 % geltend machen.

Risiken bei Nichteinhaltung der E-Rechnungspflicht

Ein Nichtbeachten der e-Invoicing-Anforderungen kann schwerwiegende finanzielle und betriebliche Konsequenzen haben, darunter:

  • Finanzielle Strafen: Unternehmen, die nicht konforme Rechnungen ausstellen, können mit Bußgeldern belegt werden.
  • Probleme bei der MwSt.-Erstattung: Kunden können Schwierigkeiten haben, die Vorsteuer geltend zu machen, wenn Rechnungen nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
  • Zahlungsverzögerungen oder Nichtzahlung: Fehlerhafte Rechnungen könnten zu Zahlungsablehnungen führen und somit die Liquidität des Unternehmens negativ beeinflussen.

Gibt es eine SAP DRC-Lösung für Belgien?

Da Unternehmen bereits heute freiwillig auf e-Invoicing umsteigen können, bietet SAP eine Lösung im Rahmen der SAP Document and Reporting Compliance (DRC) Cloud Edition an (siehe auch SAP Document & Reporting Compliance). Sobald die technischen Anforderungen für das verpflichtende System veröffentlicht werden, wird die Lösung entsprechend angepasst, um die gesetzlichen Standards zu erfüllen.

Wichtig ist, dass dieses Thema nicht nur Belgien betrifft. SAP DRC ist eine integrierte End-to-End-Lösung, die Unternehmen eine langfristige Compliance mit länderspezifischen gesetzlichen Anforderungen weltweit ermöglicht.

Warum PIKON als Partner für Ihr Compliance-Projekt?

Bei PIKON kombinieren wir SAP-Expertise mit umfassendem Wissen über bestehende und kommende gesetzliche Vorschriften. Mit unserer langjährigen Erfahrung aus zahlreichen Projekten unterstützen wir Sie dabei, gesetzliche Änderungen erfolgreich zu meistern.

Unser Team begleitet Sie mit einer strategischen Roadmap für die digitale Transformation und sorgt dafür, dass Ihr Unternehmen vollständig konform mit den nationalen Vorschriften für E-Rechnung und Steuerreporting bleibt.

Lesen Sie mehr über unseren E-Invoicing- und Tax-Reporting-Service.

Webmeeting Legale Anforderungen

Bei Fragen oder wenn Sie erfahren möchten, wie PIKON Ihnen bei Ihrem Business Case helfen kann, schreiben Sie uns gerne einen Kommentar in das entsprechende Feld am Ende des Artikels oder fordern Sie ein Web-Meeting an. Ich freue mich darauf, Ihnen zu helfen!

Tanja Nikolaus
Tanja Nikolaus
Customer Success Manager

Erfahren Sie im Referenzbericht mehr über unser Know-how zur SAP DRC-Lösung:

Referenz | HILTI GROUP

Referenz | HILTI GROUP

Hilti hat zusammen mit dem PIKON Competence Center for Legal Requirements eine gobale SAP DRC-Roadmap erstellt und die SAP Document & Reporting Compliance-Lösung in ihrem SAP S/4HANA-System implementiert. Zunächst wurde die SAP DRC-Lösung für Italien, gemäß den italienischen SDI-Vorschriften für die obligatorische elektronische Rechnungsstellung im B2B-Bereich, implementiert.

Auch für Portugal, Saudi-Arabien, Belgien, Mexiko und Argentinien wurden die gesetzlichen Anforderungen umgesetzt. Als nächstes steht die Türkei auf dem Plan. PIKON bringt technisches SAP DRC-Fachwissen und Kenntnisse über rechtliche Prozesse ein, um Länderlösungen mit lokalen EDI-Partnern für den elektronischen Datenaustausch zu integrieren.

 

Zum Referenzbericht

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Über den Autor
Robbe Steynen
Robbe Steynen
Robbe Steynen ist SAP ERP Consultant bei PIKON Benelux in Genk, Belgien. Neben seinem Schwerpunkt auf den Modulen Finanzen und Controlling ist er auch in verschiedenen E-Invoicing Projekte involviert.

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